Nachwuchswerbung für Berufe

Manche Arbeitgeber klagen nicht über zu wenige Bewerbungen, sondern über einen Mangel an geeigneten KandidatInnen. Bei anderen melden sich kaum jemals Jugendliche – trotz schöner Kampagnen der Verbände. Wie kann Nachwuchsförderung wirksamer und kosteneffizienter werden?

Interview mit Iris Wirz

Wie ist das Projekt Karriere-Lehre entstanden?

Unsere Agentur hat 2012 die Studie «Berufswahl heute» durchgeführt, die von sieben Branchenverbänden mitfinanziert wurde. Sie ergab unter anderem, dass die Eltern und die Familie die wichtigsten Entscheidungsträger bei der Berufswahl sind.

Dieses Ergebnis wurde inzwischen mehrfach durch andere Umfragen bestätigt, so zum Beispiel durch die Studie der Professorin für Erziehungswissenschaften, Margrit Stamm. Unsere persönlichen und telefonischen qualitativen Befragungen von inzwischen 1‘400 Personen zeigten ausserdem, dass die Jugendlichen sich zwar für bestimmte Tätigkeiten interessieren. Sie wählen dann jedoch eher einen Beruf, der ihnen anscheinend grösseren Erfolg verspricht. Erfolg wird dabei als eine Art Work-Life-Balance definiert.

Was schliessen Sie daraus?

Zwar investieren Verbände und Firmen jedes Jahr sehr viele Millionen Franken in die Nachwuchswerbung. Doch erreichen viele Berufe ihre entsprechenden Ziele nicht.

Sehr oft können die Firmen nicht an die Branchenkampagne anknüpfen und unterschätzen generell den erforderlichen Aufwand bzw. verfügen nicht über die Ressourcen oder das Know-how.

Die wirksamste Nachwuchswerbung geschieht durch den Ausbildungsbetrieb. Sie ist jedoch oft vom Marketing des Unternehmens abgekoppelt. Wir plädieren für eine stärkere Verknüpfung des Firmenmarketings mit der Nachwuchswerbung.

Was hat die Studie «Berufswahl heute» ausgelöst?

Beim Schweizerischen Carrosserieverband VSCI ist das Projekt Top Ausbildungsbetrieb entstanden, das wir in der Startphase begleitet haben. Bei AM Suisse bzw. Metaltec Suisse wurde das Projekt bausinn.ch initiiert.

Wo kommt Karriere-Lehre ins Spiel?

Karriere-Lehre unterstützt Verbände und Firmen in der Nachwuchsförderung. Das Angebot reicht von Online-Seminaren und -Coaching bis zur Konzeption und Umsetzung von Kampagnen für Berufe oder Betriebe. Auf der anderen Seite stehen wir Eltern und Schulen mit Rat und Tat zur Seite.

Erfolgsfaktoren für Nachwuchswerbung

  • Auf Sein statt Schein setzen
  • Sparsamer Umgang mit Gags wirkt besser
  • Einsatz der Gelder kritisch hinterfragen
  • Dem Nachwuchs nicht zu viel versprechen
  • Die Teilnahme an Berufsmessen reicht meistens nicht aus
  • Eltern überzeugen
  • Ausbildungsbetriebe einbinden
  • Schnupperlehren fördern

Die Nachwuchswerbungen von Verbänden sind sich oft ähnlich. Zahlreiche Ausbildungsbetriebe gehen die immer gleichen Wege. Die wichtigsten Akteure im Prozess der Berufswahl werden jedoch zu selten angesprochen. Auf der anderen Seite haben fast alle Berufe einen begeisternden Kern. Dies ist einer der Punkte, an dem erfolgreiche Nachwuchsförderung ansetzt.

Iris Wirz c&p communications
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